Dies ist die erste Ausstellung von Fritz Möser, die eine Auswahl seiner zwischen 1967 und den späten 70er Jahren entstandenen Monotypien zeigt. Der Großteil von Fritz Mösers Werk besteht aus schwarz-weiß Linolschnitten. Neben dem expressiv plakativen Gegensatz von Schwarz und Weiß faszinierte ihn aber immer auch die Farbe. Einige seiner Zyklen in Linol sind mehrfarbig. In vielen Linolschnitten der von ihm gesetzten und illustrierten 300 Bücher und Kalender experimentierte er mit Farbe

In gewisser Weise sind die aus diesem Jahrzehnt stammenden Monotypien eine Brücke zu seiner zweiten großen Schaffensperiode, in der er die ihn bewegenden Themen einiger seiner schwarz-weiß Zyklen neu auslotete und aktualisierte durch seine Illuminationen.

Einige der gezeigten Monotypien faszinieren mich aufgrund ihrer spielerischen Leichtigkeit – verbunden mit einer tiefen Innerlichkeit. Andere Bilder faszinieren mich durch ihre Spannung von ironischer Ausgelassenheit und augenzwinkerndem Humor.“

Hildegard Modlmayr-Heimath

Fritz Möser wurde am 19. Oktober 1932 in Bensen/ Tschechien geboren und lebt seit 1947 in Memmingen. Er schuf Zyklen zu Themen der griechischen Mythologie, der Bibel und Lyrik des 20. Jahrhunderts. Sein Werk wurde in 300 Ausstellungen in Europa und Nordamerika ausgestellt u.a. durch die Goethe-Institute in Großbritannien, USA/Kanada und Frankreich. Werke von ihm befinden sich in vielen privaten und öffentlichen Sammlungen u.a. Kettle’s Yard Gallery der Universität Cambridge, Staatsgalerie Stuttgart, Universitätsbibliothek Münster, Cambridge University Library, The British Library und Library of Congress,Washington D.C.

„superb linocut illustrations by Fritz Möser. The considerable power of his work resides in his ability to comprehend the interplay of myth and nature ... and to translate them into an imposing visual accompaniment to the written text.“

Times Literary Supplement

In the spotlight

New German donation

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The Library has recently been presented with a collection of the graphic work of artist Fritz Möser. 44 sets of linoprints by Möser, all in limited editions, are currently being catalogued by German specialist Christian Staufenbiel. They are being treated as a special collection, to be consulted in Rare Books, with the classmark stem CCA-CCF. 61. A collection of about 250 private press books set and illustrated by Fritz Möser will also be given to the Library, and will stand together with the linoprints.

The donors of this collection, Hans-Jörg Modlmayr and Hildegard Modlmayr-Heimath, have close associations with Cambridge. They both taught for the German Department between 1969 and 1973, and it was during this period that Möser’s work was first promoted in England. The very first UK exhibition was mounted by the Modlmayrs in Caius Art Cellar, and an exhibition in Kettle’s Yard followed, Jim Ede having bought prints from Möser’s cycle Die Offenbarung des Johannes. Former Schröder Professor of German Leonard Forster, another very generous donor to the Library, acquired Möser’s Daphnis & Chloe cycle. Partly inspired by the Cambridge reception of Möser’s work, the Goethe-Institute organised a travelling exhibition across North America.

Fritz Möser was born in Czechoslovakia, the son of a master printer. In 1947 the family settles in Memmingen in Bavaria, where Möser still lives. Initially he spent time as a swineherd, an experience later reflected in the humorously designed little pigs in his cycle Der verlorene Sohn/The prodigal son. Apprenticed as a typesetter in his father’s workshop, Möser was soon being asked by publishers who had their books printed in Memmingen if he would illustrate and embellish their works. Möser has taken his main inspirations from the worlds of literature, film, ballet, music and wine. Apart from approximately 300 books and calendars, Möser has created about 50 graphic cycles exploring the Bible, classical myth and 20th century poetry. For Fritz Möser complete artistic freedom has always been very important, and none of his cycles were commissioned works.

The Modlmayrs first acquisition of Möser’s work was the large format volume Linolschnitte which the Swiss publisher Sinwel Verlag of Bern brought out in 1962. The 50 prints in this collection inspired Hans-Jörg Modlmayr to write poems to accompany each image, and this was the start of a long and fruitful collaboration. Fritz Möser has illustrated and printed several collections of Modlmayr’s verse, and has also taken inspiration from the poetry of Paul Celan, Peter Huchel and Johannes Bobrowski. The resulting cycles of prints revealed an astuteanalytical perception of the texts which Möser has translated into powerful idiosyncratic metaphors.To date there have been about 300 exhibitions of Möser’s work, with many of which the generous donors of this material, Hans-Jörg Modlmayr and Hildegard Modlmayr-Heimath, have been closely involved. An exhibition at the University Library will follow in due course, once all the collection has been acquired and processed. For previously featured items, see the Spotlight archive.

Cambridge University Llibrary

WEGWARTEN, Eine literarische Zeitschrift für Einzelne

Heft 195 -2012 - 52. Jahrgang. Herausgeber: Walter Lobenstein, Hannover

Fritz Möser in Cambridge: zu seinem 80. Geburtstag

Wer Fritz Mösers geradezu gigantisches grafisches Werk erschließen und für die interessierte Öffentlichkeit erforschen und deuten möchte, kann das jetzt in der Spezialabteilung für Rare Books der Universitätsbibliothek Cambridge. Nachdem wir – meine Frau und ich – seit 1963 von seinem Werk in Atem gehalten werden, haben wir meiner Universität zu ihrem 800. Geburtstag unsere Sammlung von 44 grafischen Zyklen, 250 von ihm gesetzte und mit Original Linolschnittenausgestattete Bücher und Kalender und seine 250 an uns gerichteten Briefe geschenkt, zusammen mit Ausstellungskatalogen, Plakaten, Einladungen und Pressereaktionen auf sein Werk.

Durch die etwa 300 Fritz Möser Ausstellungen, die wir in Europa und Nordamerika angeregt haben und durch die Leitung von gut 100 Arbeitsgruppen, die sich mit seinen Grafiken auseinander gesetzt haben, wurde uns klar, dass Fritz Möser in der Kunst des 20. Jahrhunderts ein einzigartiges Phänomen ist. Ohne jede Förderung durch den - und die Abhängigkeit vom - traditionellen Kunstbetrieb schuf er neben seinen bibliophilen Büchern für Kleinverlage 50 Zyklen zu Themen der klassischen Antike, zur Welt der Bibel und der Lyrik der Moderne.

Fritz Möser entwickelte durch seine Arbeit als Schriftsetzer ein außergewöhnlich intensives und intimes Verhältnis zu – und Verständnis für - Buchstaben und die aus ihnen zusammen gesetzten Wörter. Mit dem atemberaubend sicherem Instinkt für die verborgenen oder verschütteten Quellen, aus denen die Autoren seiner Texte geschöpft haben, dringt er zur vorsprachlichen Substanz der von ihm ausgesuchten Episoden aus der Bibel, der antiken Mythologie oder Gedichten der Moderne vor und konfrontiert uns unmittelbar mit den von ihm in seiner grafischen Sprache neu ausgedrückten uns existenziell berührenden Offenbarungen.

Als Bibelexeget ist er durch seinen unverstellten Zugriff auf Quellen in seiner Radikalität den professionellen Schriftgelehrten haushoch überlegen, weil er keiner Interpretationsschule verpflichtet ist. Wie ein Spracharchäologe legt er die über den Quellen liegenden Interpretationssedimente der Jahrhunderte frei und ermöglicht uns so den unzensierten Zugang zu ihnen. Unsere Vision ist, dass es eines Tages zu einer Herausgabe aller Grafiken Fritz Mösers zu den von ihm dargestellten und gedeuteten Bibelstellen kommt, auch der von ihm später – im Abstand von 20 und mehr Jahren - in geheimnisvoll kühn leuchtenden Farben illuminiertenschwarz-weiß Schnitte.

Die Beschäftigung mit diesem Jahrhundertwerk würde Wege aufzeigen, wie die fatalen Irrwege der monotheistischen Fehldeutungen und Engführungen der religiösen Urbotschaften durchschaut und vermieden werden können.

Hans-Jörg Modlmayr & Hildegard Modlmayr-Heimath